Südafrika und die Schweiz feiern in Regenbogenfarben

7. September 2018
Am dritten Wettkampftag der UCI Mountain Bike World Championships presented by Mercedes-Benz 2018 ließ die U23 Cross-Country Kategorie nichts vermissen. Die Schweizer konnten sich über zwei weitere Medaillen freuen als Alessandra Keller und Sina Frei Edelmetall für die Eidgenossen sicherten. Das U23 Rennen der Männer stand dem Cross-Country-Krimi der Junioren am Vortag in nichts nach. Am Ende eines hart umkämpften Rennens, das erst in der letzten Runde entschieden wurde, setzte sich Alan Hatherly aus Südafrika gegen Christopher Blevins aus den USA durch.
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Schweizer-Festspiele gehen in die nächste Runde
Nachdem die Gas(t)geber sich bereits über zwei Erfolge zum Start der UCI Mountain Bike World Championships presented by Mercedes-Benz freuen konnten, hofften die heimischen Fans darauf, dass sich der Medaillenregen am Freitag fortführen würde. Die Chancen waren gut: Mit Sina Frei und Alessandra Keller standen zwei Schweizerinnen hoch im Kurs für das UCI Regenbogen-Trikot der U23 Women. Am Start war es jedoch zunächst die Britin Evie Richards, die das Feld vor Keller und Frei anführte und sich in den ersten langen Downhill Abschnitt Heidi’s Hell stürzte. Doch die beiden Schweizerinnen ließen sich nicht lange beirren und überholten Richards. Nachdem ein Fehler von Malene Degn (DEN) in einem engen Abschnitt das Feld der Verfolger aufhielt, setzten sich Keller und Frei mit 14 Sekunden ab und lieferten sich fortan ein eigenes Duell um Gold. 

Während die führenden Schweizerinnen eine immer größere Lücke zum Rest des Feldes aufrissen, deutete sich dann auch im Kampf um die Bronze-Medaille ein Duell an. Marika Tovo (ITA) hatte sich nach vorne gearbeitet und die junge Deutsche Ronja Eibl war die einzige, die das Tempo der Italienerin mitgehen konnte. Beide lieferten sich fortan ein ebenfalls spannendes Rennen um den dritten Platz. In Runde Drei beging Sina Frei im tückischen Waldabschnitt einen kleinen Fehler, der ihr den Anschluss zu Alessandra Keller kostete. Nach eigener Aussage verlor sie zu diesem Zeitpunkt ihren Rhythmus, sodass Keller in den nachfolgenden Runden nach und nach ihre Führung ausbauen konnte. Am Ende der fünften Runde sah sich Ronja Eibl im Kampf um Bronze mit einem 15-Sekunden-Rückstand konfrontiert. Bei ihrem zweiten starken Auftritt, nach ihrer Silbermedaille mit der Deutschen Mannschaft im Team-Relay, sollte es trotz einer beeindruckenden Leistung dieses Mal nicht zu einer Medaille reichen.

Keller, die im UCI Weltcup bereits bei der Elite startet und in dieser Saison im Endtableau Vierte wurde, bog nach sechs Runden unter tosendem Applaus und mit ausgestreckten Armen auf die Zielgeraden ein. Die junge Schweizerin entschied das Rennen mit einem Vorsprung 1:22min für sich, doch auch Sina Frei konnte nach einem bravourösen Rennen das Bad in der Menge mit dem Gewinn der Silbermedaille, ihrer zweiten Medaille vor heimischem Publikum in dieser Woche, genießen. Die Medaillenränge wurden durch Marika Tovo vervollständigt, die Ronja Eibl in der letzten Runde noch auf 52 Sekunden distanzieren konnte. Die Top 5 wurden durch die Dänin Caroline Bohe ergänzt.

Alessandra Keller (SUI):
Es ist einfach unbeschreiblich. Letztes Jahr hatte ich bei der Weltmeisterschaft viel Pech als ich Bronze holte. Ich musste auch heute richtig kämpfen, denn Sina war sehr stark. Für beide von uns war es nicht einfach, es lastete schon viel Druck auf uns. Alle haben ein Duell zwischen mir und Sina erwartet. Eine Taktik hatte ich nicht wirklich. Auf dieser Strecke ist man immer am Limit. Wir haben einfach von Beginn an Vollgas gegeben. Ich glaube es hätte heute kaum ein besseres Ergebnis für das Publikum geben können. Ein Schweizer Doppelsieg ist wirklich was besonderes. Es ist mein letztes Jahr in der U23 und heute ist ein Traum wahr geworden.

Sina Frei (SUI):
Es war richtig toll hier vor den ganzen Schweizer Fans zu fahren. Es war ein sehr schweres Rennen für mich. In der dritten Runde habe ich mein Rhythmus verloren. Gegen Ende habe ich ihn wiedergefunden und bin sehr glücklich über die Silbermedaille. Ich bin Stolz heute nach der Goldmedaille im Team-Relay hier meine zweite Medaille zu holen. Ich freue mich auch schon auf die nächste Saison.

Marika Tovo (ITA):
Ich habe lange Zeit mit Ronja Eibl gekämpft. In der letzten Runde habe ich versucht nochmal alle Kräfte zu mobilisieren. Ich habe nicht erwartet, dass ich in meinem ersten Jahr in der U23 Kategorie eine Medaille bei einer Weltmeisterschaft hole. Es ist der Wahnsinn!

Erste XCO Goldmedaille für Südafrika seit 2009
Angetrieben von der jubelnden Menge, setzte sich im Rennen der U23 Männer Lokalmatador Filippo Colombo gleich an die Spitze des Feldes und legte ein hohes Tempo vor. In den folgenden Runden war es eine Gruppe von 11 Athleten, die sich im Positionskampf nichts schenkten. Alan Hatherly (RSA) setzte sich in Runde drei an die Spitze und in der vierten Runde konnte der Südafrikaner eine weitere Attacke starten. Lediglich Christopher Blevins (USA) konnte das hohe Tempo mitgehen und beide erarbeiteten sich einen Vorsprung von 21 Sekunden auf David Nordemann (NED). Der Niederländer hatte sich in der Verfolgergruppe zunächst behaupten können.

Blevins und Hatherly fuhren vorne weg, doch keiner der beiden sah sich im Stande sich vom anderen loszulösen. Erst in der letzten Runde als das Duo bereits 40 Sekunden Vorsprung auf den Drittplatzierten Nordemann hatte, kam Bewegung in die Entscheidung um Gold. Der Amerikaner starte am ersten Anstieg einen Angriff, versuchte Hatherly loszuwerden, doch der Vize-Weltmeister aus 2017 lies sich nicht so einfach abschütteln. Der Südafrikaner setzte dann kurz darauf den entscheidenden Nadelstich und Blevins hatte das Nachsehen. Hatherly sicherte sich somit die erste XCO Goldmedaille für sein Heimatland bei einer Weltmeisterschaft seit 2009.  

Dahinter schwanden in der Zwischenzeit die Kräfte bei Nordemann und der Niederländer spürte bereits den heißen Atem zweier Skandinavier. Sowohl Petter Fagerhaug (NOR), der in der dritten Runde seine Kette verloren hatte, als auch Jonas Lindberg (SWE) witterten ihre Chance und näherten sich unaufhaltsam. Doch Nordemanns vorher erarbeiteter Vorsprung stellte sich als zu groß heraus und der Niederländer rollte erschöpft und glücklich über die Ziellinie.

Alan Hatherly (RSA):
Es war ein sehr schnelles Rennen und alle waren in der Lage in der ersten Runde ein hohes Tempo zu gehen. Ich habe einfach versucht mich so gut wie möglich zu positionieren. In der zweiten Runde wurden die Positionskämpfe aggressiver und ich hatte zu Beginn der dritten Runde genug und entschied mich dafür, das Rennen von vorne zu machen, das Tempo zu diktieren. Von da an war es nur noch zwischen mir und Chris. In der letzten Runde wollte ich einen Sprint im Ziel unbedingt verhindern. Chris kommt aus dem Rennrad-Bereich und hat viel Power in den Beinen. Ich bin froh, dass ich mich noch absetzen konnte und dass ich das Regenbogen-Trikot tragen darf. Es ist ein Traum, der heute für mich wahr wird.

Christopher Blevins (USA):
Es war zu Beginn ein sehr chaotisches Rennen mit vielen Positionskämpfen. Ich habe versucht ruhig zu bleiben und in den Wurzelpassagen sauber zu fahren. Ich wusste, dass Alan super schnell ist und als ich gesehen habe, dass er sich an die Spitze des Feldes setzte, habe ich mich gleich an sein Hinterrad gehängt. Wir konnten uns vor allem in den technischen Wurzelpassagen vom Rest absetzen. Alan hat dann am letzten Anstieg gezündet, ich habe alles gegeben, aber die Lücke wurde immer größer. Es fühlt sich ehrlich gesagt ziemlich surreal an, hier jetzt zu sitzen und ich bin einfach glücklich. Es war eine Ehre hier zu fahren und die Zeit hier in Lenzerheide war phänomenal. Es ist ein wunderschöner Ort und es war auf der Strecke einfach so laut mit den ganzen Fans, eine richtig coole Atomsphäre.

David Nordemann (NED):
Ich hatte nicht den besten Start und war zu Beginn noch nicht einmal in den Top 5. Ich konnte den Abstand aber verkürzen und fühlte mich richtig gut. Alan und Chris waren aber eine Nummer zu groß heute. Ab der dritten Runde bin ich mein eigenes Tempo gefahren. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich die Position verteidigen konnte und die Bronzemedaille gewonnen habe. Ich freue mich schon sehr auf die Elite Rennen morgen. Ich glaube es wird auch dort einen sehr spannenden Kampf um das Regenbogen-Trikot geben.

Die Cross-Country und Downhill Elite greifen ins Geschehen ein
Der dritte von fünf actionreichen Tagen der 2018 UCI Mountain Bike World Championships presented by Mercedes-Benz bot während der Downhill-Qualifikation und der U23 XCO Finals MTB-action pur. Doch damit ist es noch nicht getan! Am Samstag gehen die Festspiele mit den Elite Kategorien im XCO weiter bevor am Sonntag die Downhill Junioren und Elite um die UCI Regenbogen-Trikots fahren.